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04.11.2022 12:06 Uhr   #258
Schon lange nix mehr hier geschrieben... das muss man mal ändern!
Aber worüber schreiben wir denn was? Hm... wie wär es mal mit etwas Neuem: Einem Buchreview! Hatte ich glaub hier noch nicht!
Also schauen wir uns mal Schwarzmetall und Todesblei.: Über den Umgang mit Musik in den Black- und Death-Metal-Szenen Deutschlands an!

"Was für ein Name!" denkt ihr? Nun, es ist eine angepasste Doktorarbeit; da gibt es häufig komplexe Titel.
Was auch zum ersten Thema führt: Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, als ich das Buch gekauft habe. bzw. glaub hatte ich mir schenken lassen; aber ich wusste ja, was ich möchte. Aber ich schweife ab. Auf jeden Fall habe ich schon in der Vergangenheit eine Doktorarbeit über Metal gelesen. Die wird sogar recht oft auch hier erwähnt: Extreme Metal: Music and Culture on the Edge. Und ja, auch diese war verdammt trocken und theoretisch. Aber irgendwie hab ich da mehr mitgenommen, also jetzt beim Schwarzmetall-Todesblei. ... vielleicht eben weil ich das schon gelesen habe? Und sich da vieles überschneidet? Ich müsste Extreme Metal nochmal lesen, um das zu prüfen! Aber mir kommt auch nicht so wirklich vor, dass diese Doktorarbeit groß "Erleuchtung" bringt.
Wir sollten damit aber mal dazu kommen, was denn in dem Buch so drin steht! Im Buch ist das natürlich anders aufgebaut, aber für mich gibt es da vier bzw. fünf Bereiche.

Es beginnt (für gefühlt die komplette erste Hälfte!) damit, Begriffe zu erklären! Also übertrieben gesagt:

Wir betrachten die Metal Szene! Was ist denn eine "Szene"? Forscher A hat das soundso definiert. Forscher B allerdings etwas anders so. Das ist meine Meinung zu diesen Definitionen und ich entscheide mich für A, weil ..."
etc. pp

Und das geht so ziemlich über alles. Klar, man sollte da alles Definiert haben, damit man weiß, worüber man redet. Aber - wie gesagt - ich kann mich nicht erinnern, das bei Extreme Metal so extrem (pun intended) gelesen zu haben.

Das zweite ist eine Übersicht über andere Studien, Doktorarbeiten und sogar Diplom/Master-Arbeiten, die sich mit dem Thema Metal (bzw. im speziellen Black- und Death Metal) beschäftigen.
Muss zugeben, auch wenn die Autorin meint, dass die Forschung da nicht so weit ist, hatte nicht mit so vielen Ergebnissen gerechnet! Und ich muss ehrlich sagen, wusste nicht, dass es eine Datenbank gibt, wo man nach Diplomarbeiten suchen kann... :P Wo kann ich mich da selber finden?
Ansonsten: Weiss nicht, ob ich mir da mal eine weitere, interessante Doktorarbeit zu gemüte führe... auf jeden Fall hab ich da mal ne gute Liste!

Der dritte Punkt ist, was sie "qualitative Forschung" nennt. Was sie hier damit meint, ist dass sie Interviews mit Leuten aus der Black- und Death Metal Szene geführt hat und das analysiert hat. Zudem war sie mit im Studio mit einer Band und hat da den Prozess beobachtet und auch mit den Bandmitgliedern und dem Produzenten geredet.
Prinzipiell ein netter Einblick in Dinge, die man so selber meist nicht sieht. Aber Nachdem ich jetzt etliche (Auto)Biographien von Musikern gelesen habe, die natürlich auch aus dem Studio "berichten", ist da wenig neues. Aber für Außenstehende vermutlich interessant.

Der letzte Bereich ist die "quantitative Forschung". Im Prinzip hat sie halt Umfrage-Bögen auf Metal-Festivals ausgehändigt und wertet die Ergebnisse aus.
Interessant, aber für mich, der auch in der Szene (hihi) aktiv ist, nicht unbedingt neue Erkenntnisse zu erfahren. bzw. manchen Dingen geht sie hier auf den Grund, die mich davor nie interessiert haben. So gesehen vielleicht doch was Neues für mich. Aber das sind fast nur sehr sozial-spezifische Aspekte, die man halt mal liest und "aha" denkt, aber dann vermutlich in seinem restlichen Leben nie braucht.

Zum Schluß (das ist der "fünfte Punkte") wird nochmal alles zusammengefasst, eine Analyse der Ergebnisse gemacht und ein Ausblick auf weitere Forschung geprüft. Hier wird auch nochmal etwas mehr auf NSBM eingegangen. Wenn's denn sein muss.

Aber das wär es so ungefähr! Soweit so schön!
Was machen wir daraus? Das ist vielleicht die große Frage! Denn ich bin mal ganz böse:
Ja, all die Recherche, die Definitionen, die Umfragen, ... das ist richtig Arbeit und Leistung das alles vernünftig zusammen zu stellen! Aber so große Erkenntnisse? Fehlanzeige IMHO. Wobei ich mich frage: Denke ich das nur, weil ich halt sehr viel über die Metal Szene weiß und mich eben da tatsächlich schon tiefer damit beschäftigt habe? Das ich deshalb die "wenigen Neuigkeiten" so "meh" abtue? Vielleicht denke ich auch mehr, dass eine Doktorarbeit ein "WOW" ist und mehr die Wissenschaft und Welt vorran bringt?
Ich habe mal irgendwann ein Bild über den Sinn - wenn man das so nennen will - einer Doktorarbeit gesehen. Ich versuche das mal hier selber zu "malen":



Wir haben einen großen Kreis (Rot). Der repräsentiert das "Wissen der Welt". Wir Menschen fangen mit der Geburt sozusagen bei "Null" und einem Punkt in der Mitte an.
Aber wir lernen, gehen vor allem in die Schule. Und bekanntermaßen ist die Schule ja für die sogenannte "Allgemeinbildung" da. Daher gehen wir Kreisförmig aus der Mitte heraus. Aber natürlich füllen wir nicht alles im Kreis aus. Ist nur eine allgemeine Grundlage. Aber das ist völlig ausreichend. (Blau)

Dann studiert man möglicherweise nach der Schule. Hier lernt man meist in einer spezifischen Richtung sehr viel mehr. Deshalb die Ausbuchtung/Kegel am Kreis. Je nachdem kann sich das bis sehr Nahe an den "Weltkreis" ziehen. Natürlich ist da auch eine mögliche Arbeit in dem Bereich dabei, dies zu "erweitern". (Orange)

Nun kommt eine Doktorarbeit. Und die "Idee" (eben der "Sinn") dahinter ist, dass man hier eine kleine Spitze ausformt, die den großen Kreis etwas "durchsticht". Mit der Doktorarbeit soll also das Wissen der Welt erweitert werden. (Grün)

Ist das jetzt hier in dieser Doktorarbeit passiert? Möglicherweise ja. Aber sehr minimal und nicht sehr wichtig. Wobei: "Wichtig" ... muss alles wichtig sein? Es wird ja jährlich der IG-Nobelpreis verliehen, für (übertrieben gesagt) "bescheuerte Forschung". Auch hier ist es oft "schön, das wir das geklärt haben", aber viel "weltlichen Einfluß" hat das Ganze nicht.

Das gesagt: Kann ich das Buch empfehlen?
Hm, naja... wer mal bisle Theorie zu Begriffen lernen will und ein wenig über die Metal Szene erfahren will, kann ja mal reingucken. Wirklich Hochspannend ist es nicht und "Aha-Momente" sind auch eigentlich Fehlanzeige. Aber bereichert den Katalog der Metal Studies immerhin!
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