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27.09.2018 09:57 Uhr   #218
Vermutlich habt ihr es nicht mitbekommen, und war eigentlich auch recht lächerlich, ich möchte euch aber trotzdem davon erzählen!
Und zwar soll nächstes Jahr eine neue Batwoman Serie veröffentlicht werden. Ist noch nicht so viel bekannt, aber zumindest soll die Schauspielerin Ruby Rose die Hauptrolle übernehmen. Allerdings kam es nach der Ankündigung zu der erwähnten, langweiligen Story, dass Ruby vorgeworfen wurde, dass sie völlig unpassend für die Rolle wäre. Es endete damit, dass sie ihren Twitteraccount löschte.
Nun, was waren denn die Vorwürfe? Anscheinend finden einige, dass sie nicht lesbisch und jüdisch genug wäre!
Warum überhaupt das? Nun, die Geschichte von Batwoman hat ursprünglich gar nichts damit zu tun. Als der Charakter 1956 in das Comicuniversum eingeführt wurde, war sie sehr weit davon entfernt, Lesbisch (und Jüdisch) zu sein, sondern wurde im Prinzip als "Liebesbeziehung" zu Batman eingeführt. Denn es gab damals Diskussionen darüber, ob Batman schwul wäre und zu damaligen Zeiten ging das gar nicht! Daher: Batwoman!
Allerdings war sie (und auch andere Charaktere aus dem Batmanuniversum) recht simpel und ohne tiefgang dargestellt und natürlich gab es Fans, aber sie führte ein Schattendasein und wurde sogar aus dem "Cast" getilgt.
Doch irgendwer meinte 2006, man müsse Batwoman wieder aufleben lassen! Allerdings jetzt halt Jüdisch und Lesbisch, um Minderheiten zu repräsentieren. Gab damals auch stress darüber. Aber das mal ignorierend. Doch wie macht man eigentlich, dass ein Charakter einfach so Lesbisch bzw. noch komplexer, Jüdisch, wird? Nun, es ist einfach wer anderes! Die original Batwoman war mit "bürgerlichem Namen": Kathy Kane. Die "Neue": Kate Kane. Ja, sehr originell...
Aber egal. Auf jeden Fall ist Ruby Rose nicht jüdisch und anscheinend reicht es nicht im Teenageralter sein "Coming Out" zu haben (ja, Ruby Rose ist Lesbisch und engagiert sich seit Jahren für LGBT Rechte!). Anscheinend muss man explizit noch aufhören die Beine zu rasieren und sich seine Haare Blau färben .
Wobei die Ursprungsfrage eigentlich sein sollte: Warum interessiert das überhaupt im geringsten? Denn, ich weiss ja nicht, ob ich da komisch bin, aber für mich sind Schauspieler Personen, die (hoffentlich) sehr gut darin sind, Personen darzustellen, die sie nicht sind! Natürlich gibt es irgendwelche Kriterien, die wichtig sind, um eine Rolle zu bekommen. z.B. wenn ein Film über das 3. Reich gedreht werden soll und neben den entsprechend gecasteten blonden, blauäugigen SS-Soldaten soll Will Smith den Hitler darstellen ... öhm ja, nein, das passt nicht!
Aber das sind äußerliche Merkmale! "Lesbisch"!? Das kann man ja wohl spielen! Selbst wenn Ruby nicht lesbisch wäre, es wäre wohl nicht die erste Schauspielerin in der Geschichte gewesen, die eine andere Frau küsst. Oder auch das bei einem Mann-Frau paar die Leute sich küssen, ohne sich eigentlich zu mögen. Und auch Masel Tov wird ein Schauspieler mal öfters einwerfen können, auch wenn er Katholisch ist oder so. Das wird eben geschauspielert! Das ist die Idee der Schauspielerei! Etwas anderes darstellen!
Daher ist die "Idee", dass eine Schauspielerin schon vor der Rolle sämtliche "internen" Eigenschaften eines Charakters haben sollte eigentlich völlig bescheuert und neben der Spur!

Aber darauf wollte ich gar nicht hinaus. Im Gegensatz zu sonst, wo ich irgendwie versuche einen "Flow" zu halten, möchte ich zurück kehren zu der Batwoman Geschichte. Denn da ist etwas worauf eingehen möchte. Nämlich die "Geschichtsveränderung". Ein wenig ist das:
"So, hier haben wir etwas geschrieben!"
"Oh mist, das war nicht so gut!"
"Lass uns das ganz schnell vergessen und vernichten!"
"Ok, eignetlich ist das Thema vom Tisch, aber lass uns das nochmal machen, diesesmal richtig!"

Anstatt mit irgendwelchen "Kniffen" oder "Ereignissen" den alten Batwoman Charakter zu "retten", wird einfach was neues eingeführt. Man kann vielleicht schon froh sein, dass die Storyline tatsächlich eine neue Person einführt und nicht was ala "So, Batwoman war jetzt 30 Jahre im Dschungel und ist jetzt zurück, aber hat sich sehr geändert..." und Leute hätten "Habt ihr sie noch alle?" gefragt. Aber das "wichtige" ist der zweite "Punkt": man hat einen "Fehler" gemacht. Und den möchte man jetzt ausbügeln. Soweit so langweilig. Allerdings hat das jetzt nicht das Gefühl von "Ok, wir haben einen Fehler gemacht. Hier, das war falsch. Wir machen das jetzt ab sofort so!", sondern eher "Hier ist alles Neu! ... was? Da war mal was in der Vergangenheit? Vergesst es, alles falsch, jetzt haben wir die einzig wahre Batwoman!"
Man soll also die Geschichte und Vergangenheit am besten vergessen. Nur "das Neue" ist wichtig und richtig!

Und ich frage nun: Warum?

bzw. wir gehen in meinem Text nochmal einen Schritt zurück und zur ersten Zeile. Da meinte ich, dass ihr von der Story vermutlich nichts mitbekommen habt. Wir versuchen es mit einer weiteren Story, die vermutlich auch untergegangen ist! Und zwar kennen vielleicht so einige die Serie Unsere kleine Farm, also die Fernsehserie. Im Original "Little House on the Prairie" basiert diese Serie auf den autobiografischen Büchern von Laura Ingalls Wilder. Sie beschreibt da in der Serie, wie sie auf ihrer Familienfarm Ende des 19. Jahrhunderts gelebt hat. Die Bücher sind als Kinderbücher veröffentlicht und weltweit bekannt und beliebt.
Aufgrunddessen wurde auch 1954 der "Laura Ingalls Wilder Award" eingeführt, der von der Association for Library Service to Children (ALSC) Vereinigung an Autoren und Illustratoren in der Kinderbücherwelt verliehen wird. Erster Preisträger 1954 eben Laura Wilder. ... also bis Juni diesen Jahres! Einstimmig wurde von den Verantwortlichen bei ALSC der Preis in Children's Literature Legacy Award umbenannt und die ursprüngliche Namensgeberin von der Liste der Preisträger gestrichen!
Was war passiert? Nun, anscheinend hat irgendwer mal die Bücher gelesen (hui...) und festgestellt, dass da rassisstische Stereotype vorkommen. Naja, es ist autobiographisch und es war 1880 ... aber scheint egal zu sein. In einer Ankündigung zu dieser Änderung wird genau das erwähnt:
Some will argue that at the time she wrote the books, things like blackface and stereotyping weren't seen as wrong. But, of course, African Americans and Native peoples knew them to be wrong.
Auch einige "rassisstische Auszüge" aus den Büchern sind beschrieben. Also Achtung, nicht in Ohnmacht fallen, vor so geballter Nazischeisse! ...

Vielleicht bin ich ja komisch, aber der Kontext IST wichtig!
"Wir" bezahlen hundertausende Historiker und Archäologen, die sich durch alte Gräber und halb-zerstörte Schriftstücke wühlen, nur um rauszufinden, wie Leute "damals" gelebt haben. Und recht oft kann man sagen: Nicht so gerade Politisch Korrekt, was die da so damals gemacht haben... Aber es interessiert uns nicht. Es ist eher so: "Aha, interessant! Man, waren das Wilde! Schön, das wir diese Zeiten hinter uns gelassen haben!"
Es ist also eine Entwicklung! Und warum auch immer ist das bei "aktuelleren Ereignissen" nicht so! Da ist alles böse und muss möglichst aus den Augen und aus dem Sinn gehen, denn geht ja gar nicht!

Warum?

Es ist ja ein altes "Sprichwort": "Die Vergangenheit kann man nicht ändern!"
Anscheinend wird das hier versucht. Natürlich sind pöse Dinge passiert, oder geschrieben worden, oder gezeigt worden, ... aber "damals" war es halt ganz normal.
Die Pyramiden wurden von Sklaven errichtet, die da vermutlich zu hunderten und tausenden gestorben sind. Wann genau kommt der Aufruf, die Pyramiden doch mal einzureissen, da sie nur ein Symbol der Unterdrückung von Sklaven und anderen Völkern sind? Oder warum haben die Pyramiden einen besseren Status als ein Buch von 1930 rum?

Zu meinen Zeiten bei der Piratenpartei haben wir ja gegen Überwachung gekämpft (heute eigentlich immer noch, denn es wird immer schlimmer...). Wir haben da gerne das Buch 1984 "zitiert", weil ja hier mit dem "Großen Bruder" eine vollständige Überwachung gewährleistet ist und wir sowas nicht haben wollten. Ein weiterer, wichtiger Punkt in diesem Buch der Kontrolle der "Partei" hier ist die Kontrolle der Vergangenheit. Dinge, die der aktuellen, herrschenden Meinung entgegenstehen werden getilgt und Informationen werden verändert.
Machen wir das gerade auch so in der Realität? "Unbequeme", vergangene Dinge möglichst verstecken und Personen, die etwas "falsches" gesagt oder geschrieben haben müssen Öffentlich gebrandmarkt werden! Auch wenn es Jaaaahre zurück liegt und damals kein Schwein gepfeift hat. Dabei ist es in der Gerichtsbarkeit über die ganze Welt ziemlich üblich, dass Gesetze nicht Rückwirkend sind. Aber wir sind hier ja außerhalb von Gerichtsbarkeit, sondern "Öffentliche Meinung"...

Ein ähnliches Beispiel wäre ja auch die Änderung von Die Kleine Hexe. "Wort" des Anstoßes ist ja das "Negerlein". Ja, ich habe gerade dieses Wort genutzt! Problem damit? Dann bitte erstmal die berühmte "I Have A Dream" Rede von "unglaublich bekannten Rassisten" Martin Luther King lesen und danch unterhalten wir uns darüber, ob man "Neger" sagen darf! Oder ist hier plötzlich der Kontext wichtig?

Ich möchte halt gerne, dass man in die Geschichte schaut und sieht was passiert ist und wie es sich entwickelt hat. Und möchte nicht von widersprüchlichen Informationen verwirrt werden, was wie wann war!? Ich hatte mal in einem Text erwähnt, dass vor dem Buchdruck Leute, die Bücher kopiert haben, gerne mal Texte angepasst haben, wie es ihnen gefällt und man dadurch nie genau wusste, was denn wirklich da stand. Und dass der Buchdruck endlich es schaffte, dass Texte 1:1 kopiert wurden. Nun sind wir wieder "vor" dem Buchdruck und wissen nie, was denn in einem Buch drin stand! Wenn wir drei Bücher mit dem gleichen Titel vom gleichen Autor und grundsätzlich gleichem Text vor uns haben, der aber in einigen Stellen unterschiedlich ist... woher sollen wir wissen, was der Urspungsgedanke denn war? Was wurde gändert, weil es irgendwem nicht gefallen hat?
Ein Schrecklicher Gedanke!
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