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21.06.2018 18:29 Uhr   #215
Nach langer Zeit dachte ich mal, ich vollende mal endlich wieder einen Text der mir im Kopf herumschwirrt! Mal wieder ordentliche Menge Lesestoff, sorry, not sorry! ;)

Ich bin ja beruflich in der Automatisierungsbranche unterwegs. Entsprechend klingt das vielleicht etwas komisch, wenn ich das jetzt sage, aber: Ich mag Automatisierung nicht!

Nicht falsch verstehen:
Ich mag meine Arbeit soweit und ich finde es auch unglaublich spannend, zu sehen, wie man da eine Maschine oder Anlage zusammen "bastelt" und am Ende ein Teil herausfällt, dass einen Nutzen hat! Aber das ist ja auch Automatisierung in Rahmen von Fertigungsproduktion! Wo ich Automatisierung "schlecht" finde, ist im privaten Umfeld!
Ich möchte jetzt jetzt technologische Neuerungen nicht verteufeln und vermutlich will niemand statt der Waschmaschine seine Wäsche wieder im Fluß an einem Stein reiben müssen. Aber hier ist ja auch eine klare Verbesserung einer mechanischen/physischen Arbeit zu sehen! Es geht mir eher um Automatisierung, die so simpel ist, dass es eher ein Gehirn ersetzt als das es irgendetwas erleichtert.

Ein Beispiel: Mein "gutes, altes Billigauto" hat so links neben dem Lenkrad einen kleinen Drehschalter mit drei Positionen, die für "Aus, Standlicht, Abblendlicht" stehen. Geht also um Fahrlicht des Wagens einschalten. Nahezu alle modernen Autos haben inzwischen noch eine vierte "Stufe": "Automatik". Hier wird über irgendwelche Sensoren erkannt, ob es draussen hell oder dunkel ist und entsprechend das Abblendlicht an- oder ausgeschalten. Was genau soll diese Automatisierung ersetzen? Die ca. 2sek die ich beim einsteigen "verbrauche" da kurz zu drehen? Sowas ist lächerlich! ... Was? Das verhindert, dass manche Leute das Licht vergessen auszuschalten und dann nicht die Batterie leergesaugt wird? Also selbst mein Auto piepst, wenn ich vergesse das Licht auszuschalten, wenn ich aussteige. Das sollten auch moderne und teuerere Autos können! Wenn man das ignoriert, selber schuld! Natürlich kann das jedem mal passieren, selbst mir. Aber ist ja nicht so schlimm ... wenn es allerdings andauernd passiert, dass man so eine Automatik notwendigerweise hat, dann sollte man sich fragen, wie man es schafft nach einem Toilettengang noch den Hosenladen zu zu machen und vor allem: Wie hat man seine Führerscheinprüfung geschafft?
Wenn ich im Sommer bei Regenwetter über die Autobahn fahre, denke ich mir bei Leuten, die ohne Licht fahren, dass sind so "Automatik-Leute", deren Sensoren es hell genug ist und nicht, dass wer nicht selber eingeschalten hat. Vielleicht falsch, vielleicht richtig; wer weiss! Ich persönlich mache eigentlich immer das Licht an; auch im Hochsommer Mittags bei 30°C und blauem Sonnenhimmel! Hab ich mir so angewöhnt. Und sehe nicht, warum mich diese "Arbeit" stören sollte?

Überhaupt ist das Auto ein gutes "Feld" zu zeigen, wohin Automatisierung geht. Denn gerade hier gehen solche "Verbesserung" meist nur mit gewissen "Einbußen" von statten. Was ich meine an einem weiteren Beispiel: Dem Seitenspiegel!
Wenn man so die "Geschichte" des Seitenspiegels betrachtet, war vermutlich der "Beginn", dass an die Seite des Autos ein poliertes Blech angetackert wurde. Ob wir direkt mit einem Spiegel begonnen haben... müsste ich nachforschen... kam aber vermutlich auch schnell. Auf jeden Fall wurde dann der Seitenspiegel direkt aus dem Fahrerfenster gegriffen und sich so zurecht gebogen, bis dieser dem Fahrer gepasst hat und fertig aus. Seitenspiegel auf der Beifahrerseite sind ja in Anführungszeichen "Neumodisch" (selbst ich erinnere mich noch an Autos, die nur auf der Fahrerseite einen Spiegel hatten und ich bin ja noch sehr Jung! ;)), da wäre man auch gar nicht wirklich rangekommen.
Der Vorteil ist hier natürlich: Wenn irgendwelche Vandalen oder Vandalinnen einem den Seitenspiegel abgetreten haben, hat man den Rest aufgehoben, wieder drangeschweisst - möglicherweise den Spiegel getauscht - und weiter gings. Kostenpunkt selbst für einen neuen Spiegel war nahezu vernachlässigbar. Ich schreibe das als Vorteil, damit ihr schon seht, wohin meine Reise hier durch die Geschichte geht... :)
Erste große "Neuerung" war dann wohl dieser kleine Hebel im inneren des Autos, mit dem man den Spiegel sich einstellen konnte ohne aus dem Fenster zu greifen. Gab es dann auch für die Beifahrerseite; wobei hier natürlich etwas schwieriger zu bewerkstelligen, wo man den Spiegel denn hinschiebt einmal quer über das Auto hinweg! Aber vielleicht hat man ja nen netten Beifahrer, die "hoch, runter, links" können! Auf jeden Fall braucht man für sowas natürlich entsprechende Mechanik in der Verbindung Spiegel-Auto. Die Entwickler und Ingenieure sind/waren aber nicht blöd, sondern haben das halbwegs nahe an das Auto gelegt, dass in unserem Vandalenfall in den meisten Fällen zwar der Spiegel weg, die Mechanik aber intakt ist.
Aber die Technik hat ja nicht angehalten. Inzwischen haben wir (Brainstorm) motorisierte Einstellung (die noch mehr kann, wie Spiegel einklappen etc.), Blinker, "Toter-Winkel-Melder", möglicherweise eine Spiegelheizung, Kameras, ... auch hier wird natürlich weiterhin versucht, dass viel sehr kompakt am Auto liegt, aber ein Vandale hat es hier sehr viel einfacher mit einem gezielten Tritt Hundert(e) an Euro Schaden zu verursachen.

Oder auch allgemein der Verschleiss ist natürlich ein Thema! Der angeschweisste Spiegel ... also den kann ich am Auto wohl noch in 50 Jahren nutzen! Aber wird nach 50 Jahren noch die ganze motorisierte Einstellung und der Blinker noch funktionieren!? Da sieht es schon etwas interessanter aus! Ob Geplante Obsoleszenz auch mitspielt... wer weiss! Aber in unserer "Marktwirtschaft" mit "ewigem Wachstum" kann das durchaus hilfreich sein, wenn man alle Nase lang Neues kauft.
Unsere Mobiltelefone machen es vor: "Was? Das neue Apple iPhone 6 ist raus? Weg mit dem 11 Monate alten, wunderbar funktionierendem, ohne Kratzer am Gehäuse iPhone 5 und das neue gekauft!"
... und das machen unglaublich viele Leute!
Ich persönlich bin ja eher auf "Never change a running system" geeicht und kaufe mir nur was neues, wenn das alte kaputt ist. Illustrerweise, wenn man Mobiltelefone betrachtet, hatte ich mein aller erstes, billiges Nokia (müsste ein 6610 gewesen sein) für etwa 10 Jahre in Betrieb. Da gingen dann die Wähltasten so langsam nicht mehr und dachte, da müsste mal was neues her. Zu dem Zeitpunkt war Apples erstes iPhone schon längst draussen und "Smartphone" war voll Hip und Modern; also hab ich mir auch eins gekauft. Nach etwa 1 1/2 Jahren war der Telefonlautsprecher kaputt (Klingeln konnte das Ding noch, aber ich habe nicht hören können, ob die Anrufer irgendwas sagen...) und bin dann zu einem Motorola umgestiegen; denn ich dachte, da Google Motorola gekauft hat dachte ich, da bekomme ich besser Updates zu Android, schliesslich ist das ja von Google entwickelt. Leider hatte ich da Pech und gab auch nicht wirklich was. Aber egal, hat soweit alles funktioniert und läuft. ... Bis ich eines morgens aufwache, auf mein Telefon schauen möchte, wann es denn als Wecker klingelt und ob ich mich nochmal rumdrehen kann ... als ich nur einen schwarzen Bildschirm bekomme (zudem hab ich bereits verschlafen gehbt :P). Bisle rumdrücken und neu starten und ich komme doch wieder in das System - nur um mit irgendeiner Fehlermeldung von einer google-Systemdatei informiert zu werden! Irgendwie hat es mein Android zerschossen. Nachdem ich mit Mühe meine Kontaktdaten retten konnte, stellte ich fest, es gibt doch ein Systemupdate! Und da das Telefon vermutlich sowieso im Gully ist, dachte ich mal, ich versuche es. Danach ist das Ding nichtmal mehr hochgefahren...
Inzwischen bin ich entsprechend bei Smartphone 3; in einer Zeit, die nicht mal so lange ist, wie ich mein erstes Nokia alleine hatte!

Was auch ein Punkt ist: Mit immer mehr Technik (selbst in "simplen" Dingen) kann auch einfach viel mehr - und vor allem schneller - kaputt gehen! Und reparieren wird immer schwieriger bis unmöglicher! Ja, ok, das hat vielleicht weniger mit Automatisierung zu tun, als mit Technik allgemein aber bringt mich auf den nächsten Punkt: Defekte in "sinnloser" Automatisierung.
Gehen wir mal von den Autos weg und schauen uns Heimautomatisierung an. Nehmen wir an, haben ein toll verdrahtetes Haus, wo man sämtliche Rollläden automatisch herunter lassen kann. Nun geht irgendwas bei einem Fenster kaputt; was macht man nun? Einfach "herunterziehen" wird nicht gehen, da macht man den Motor direkt noch besser kaputt; und vielleicht auch etliche Sensoren etc. In der "Uraltvariante" mit einem Zugband an der Seite kann natürlich auch mal was verklemmen, aber dann geht man da "in der Not" mit Werkzeug ran und dann kann Dinge abschrauben, lösen etc. und dann bekommt man das wieder gefixt. Bei der "modernen" Variante muss man vermutlich einen Expertenservice kommen lassen. Etwaige "Tüftler" Besitzer mal ausgenommen, die einfach das Know-How haben, das selber zu machen. Aber so das Automatisierte Heim wird ja generell "für jeden" angepriesen; also auch für Mutter Beimar, die gerade noch kapiert, wie ein Tastentelefon im Gegensatz zur Wählscheibe funktioniert!

Nächster Punkt ist natürlich die Sicherheit! Solche automatisierten Häuser sind vielleicht sicherer gegenüber gestohlenen/kopierten Schlüsseln, haben aber natürlich andere Angriffsflächen in ihrer Software oder ähnlichem. Vor allem ist dann die "Reaktion" schwieriger. Wenn man einen Schlüssel verliert, dann kostet es vielleicht Zeit und einiges an Geld die Schlösser auszutauschen, aber man ist dann erstmal wieder "sicher". Wenn jemand sich in ein Automatisierungssystem hackt und irgendwelche Passwörter herausfindet, mit denen er/sie sich Zugang zum Haus machen kann, ist es schwieriger. Erstmal müsste man das vor einem Einbruch mitbekommen. Und selbst danach: Passwort tauschen geht möglicherweise schneller, als Türschlösser, aber wenn der Hacker einfach sich erneut Zugang ins System verschafft und einfach erneut die Passwörter mopst hilft es nicht wirklich. Da muss dann erstmal der Softwarehersteller den Fehler finden, korrigieren und entsprechende Updates bereitstellen. Das dauert möglicherweise etwas. Und wenn Leute das nicht machen oder wissen, das es neue Softwarestände gibt etc. sind noch genug Leute "offen".
Oder schauen wir mal wieder Richtung Auto: Ganz modern sind die "keyless" Systeme, wo man nichtmal mehr auf einen Knopf am Schlüssel drücken muss und die Tür geht auf, sondern die erkennen, wenn man in der Nähe ist und man kann dann das Auto öffnen, ohne den Schlüssel aus der Hosentasche zu holen. Toll! Oder? Nunja, es gibt da Probleme... Da war der Schlüssel, den man einfach ins Schloss steckt, wenigstens noch eine "Herausforderung" für Diebe, anstatt jetzt einfach sich ein "Kästchen" mit Elektronik zu kaufen und mit den Autos gemütlich wegfahren!

Letztlich hat neue Technik zwar viel Komfort und Verbesserung und Vereinfachung in unsere Leben gebracht, hat aber auch sein ganz eigenen Fallstricke und Probleme! Es ist vermutlich relativ subjektiv, ob man nun den Vorteilen oder den Nachteilen mehr Beachtung schenkt. Manche wollen Schwachstellen vielleicht gar nicht sehen, während zum Beispiel ich gerade mögliche Fehler sehe und mich dann zurück halte etwas zu nutzen!
Um die Verbindung zum Anfang dieses Textes zu vollziehen, liegt diese Einstellung von mir vermutlich eben wieder an meiner Arbeit! Denn wenn ich eine Maschine Programmiere, die etwas herstellen soll, dann ist der reine Prozess im Normalfall vielleicht komplex aber relativ einfach umzusetzen. Das interessante ist allerdings, wenn etwas schief geht! Was kann passieren? Wie geht man damit um? Wie reagiert man? etc. Da man das schon beim Programmieren beachten muss und vieles halt aus Erfahrung kennt und sieht, ist man vielleicht in einem "Geisteszustand" der automatisch "Negative Möglichkeiten" sieht! Zudem kommen mir viele Dinge auch als "Bevormundung" vor! Sozusagen: "Du brauchst nicht wissen, was da passiert und wie das funktioniert; wir wissen es besser als du!" möglicherweise ist das sogar so, aber ich möchte es ja auch für mich selbst erfahren! Auch bin ich ein übeler Individualist! Und wenn Technik alles "gleichschaltet" dann ist eben für Individualismus keine Chance mehr da! Hatte hier in meiner Artikelsammlung mal einen über einen automatischen Toaster (dieser hier). Hier meint der Autor auch, dass eigentlich jeder beim Essen andere Dinge mag und so eine Automatisierung da nur den kleinsten, gemeinsamen Nenner bringt. Das ist langweilig und nicht sehr geschmackvoll! Oder, weil ich ja wieder zum Anfang zurück komme, meine "Neigung" selbst bei hellem Tageslicht beim Auto das Licht einzuschalten kann ich dem Automodus so nicht "beibringen"; ich bin da meiner Individualität beraubt!

Entsprechend das Schlußwort:
Macht euch eure eigenen Gedanken und lasst euch nicht verarschen! (und schaltet das Licht im Auto selber an!)
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