Bei mir auf dem Schreibtisch liegt inzwischen der neue Roman von J.K. Rowling -
A Casual Vacancy. (die co.uk Version ist viel günstiger, als die im .de Laden...)
Die Harry-Potter-Autorin hat mit ihrem neuem Werk schon früh einen kleinen Hype verursacht. Wie wird das Buch werden? Was erwartet einen den Leser?
Nun ist es draussen, ich hab es noch nicht gelesen (es liegt ja nur bisher) und die Kritiker quer durch die Bank sind sich ziemlich einig:
Das Buch ist eher ein (unter)durchschnittliches Werk, die Autorin versucht krampfhaft sich vom "Kinderbuch-Image" loszulösen und eigentlich verpasst man nichts ohne die Lektüre des Buches.
Ob ich dem zustimmen kann, wird sich nach meiner Lesung zeigen. Aber auch wenn das alles stimmt, muss ich trotzdem mal Partei für die Autorin ergreifen, denn das ganze kommt mir sehr bekannt vor. Daher schwenken wir um zur Musik und zu einer ähnlichen Geschichte:
Für das Jahr 2005 kündigte die Power/Speed Metal Band
Helloween das Album "Keeper of the Seven Keys - The Legacy" an, was in der Szene für einiges an Rumoren sorgte.
Zum Verständnis: Die Band hatte 1987 bzw. 1988 die beiden Alben "Keeper of the Seven Keys Part I" und "Keeper of the Seven Keys Part II" veröffentlicht. Beide Alben gelten auch heute noch als herausragende Werke und waren damals Meilensteine des Speed Metals. Die Ankündigung einer Fortsetzung, mehr als 15 Jahre nach den Ursprungsalben, hat auch entsprechenden Hype verursacht und man war gespannt, ob das neue Werk an die hohe Qualität der Vergangenheit anknüpfen kann. Die CD wurde dann also veröffentlicht und die Kritiker stürzten sich darauf. Das Ergebnis: Ganz ok, aber ein viel zu verkrampfter Versuch, die alten Legenden aufleben zu lassen. Reicht nur sehr gering an die beiden, ersten Alben heran.
Kommt das bekannt vor? Ja, vom Anfang dieses Textes!
Abgesehen davon, dass sich J. K. Rowling von ihrem früherem Werk (Harry Potter) abgrenzen und Helloween gerade den Schluss zur Vergangenheit ziehen wollte, ist das Ergebnis das gleiche: Man legt sich die Latte weit nach oben und haut sich höchstens ein wenig den Schädel dran. An drüber zu springen ist kaum zu denken.
Soweit so gleich, aber ich meinte ja ich möchte mich für Rowling einsetzen. Daher müssen wir die Musikgeschichte um Helloweens drittes Keeper Album fotsetzen:
Das Album raus und das "Naja"-Gefühl war da. Das große "aber" war die Fortsetzung! Also Helloween haben jetzt kein viertes Keeper Album heraus gebracht, sondern sie haben einfach so weiter gemacht. Und das nächste Album "Gambling With The Devil" war fast alles, was man für "The Legacy" erhofft hatte: Es war Speed, es war Power, es war Happy (Helloween gelten als Erfinder des "Happy Metal") und es war vor allem locker und entspannt. Das Einzige was nicht für "Legacy" gepasst hätte ist, dass es "eigenständige" Songs waren und nicht den Stil der Keeper Alben repräsentieren.
Fans und Kritiker bejubelten das Album gleichermaßen. Auch heute noch (2.10.2012) hat das Album in der kritischen
Encyclopedia Metallium selbst nach mehr als 10 Reviews einen Durchschnitt von über 90%! Solch eine Wertung kommt auf dieser Plattform nur sehr sehr selten vor; normalerweise kritisiert immer irgendwer irgendetwas!
Und hier schliesst sich der Kreis zu meiner hoffenden Prophezeihung für J.K. Rowling:
So wie Helloween sich vom Druck etwas "gigantisches" zu schaffen frei gemacht haben und dann "erfrischt" (wie es hilft, mal den Kopf gewaschen zu bekommen... ;) ) losgelegt haben, kann auch Rowling jetzt vielleicht etwas zurücklehnen.
Die Trennung von Harry Potter hat sie jetzt mit einem dreckigen Vorschlaghammer durchgeführt. Inwieweit es geklappt hat und auch die Frage, ob sie diesen doch recht heftigen Dämpfer wegsteckt, bleibt abzuwarten. Aber ich hoffe jetzt kann sie vielleicht nach einer kleinen Pause an ein Werk gehen, dass sie völlig frei gestalten kann und dadurch das zurückbringt, was Harry Potter groß gemacht hat: Eine wunderschöne Geschichte erzählen, mit interessanten Charakteren und der Faszination die einen in den Lesebann zieht! Die Zeit wird es zeigen!