Weiter geht es mit meinen komischen eSport Texten. Heute geht es um die Spieldauer und Startzeiten von "professionellen" eSport-Titeln. Ist auch ein etwas längerer Text als gestern ;)

Wir haben doch keine Zeit!

Computerspieler der ganzen Welt versuchen bereits seit Jahren ihr Hobby gesellschaftsfähiger zu machen. Das fängt ganz klein ein, dass Counter-Strike Spieler nicht als potenzielle Amokläufer gebrandmarkt werden wollen und endet damit, dass professionelles Computerspielen - bekanntermaßen auch "eSport" genannt - möglichst als wirklicher Sport anerkannt wird. Letzteres sorgt für viele Kontroversen, auch unter Spielern. Viele Debatten wurden geführt, ob ein wenig PC-Maus herumgeschiebe und Tastaturgeklappere mit der sportlichen Leistung eines z.B. Fussballers vergleichbar ist. Doch das soll hier nicht das Thema sein, ein recht unterrepräsentierter Punkt in dieser Diskussion dagegen untersucht werden: Die Zeit!

Der Ball ist rund

"... und ein Spiel dauert 90 Minuten" meinte einst Sepp Herberger zum Thema Fussball. Ein recht lapidarer Ausspruch, den man auch auf einige andere Sportarten übertragen kann. Doch wie sieht das bei eSport aus? Vielleicht "Die Waffe ist geladen und ein Spiel dauert 15 Runden" in Counter-Strike? Während erster Teil des Satzes vielleicht noch Verbesserungswürdig ist, kann man aber den Schluss diskutieren: Was sind denn 15 Runden? Also so in Minuten, Sekunden, Stunden, Jahren? Gut, eine einzige Runde ist möglicherweise drei Minuten lang. Also wäre ein Spiel 45 Minuten lang. Nein? Ach, es ist _maximal_ drei Minuten lang! Also kann eine Runde auch nach 1 Minute zu Ende sein? Ja? Also ist dann ein Spiel zwischen 15 und 45 Minuten lang? Ja genau! ... Das ist eine doch sehr beträchtliche Abweichung! Nun gut, auch Fussball oder - um ein anderes Beispiel zu nehmen - Handball sind auch nicht wirklich die angegebene Zeit lang, doch man hat eine Richtzeit, um die sich die wirkliche dann auch nur marginal dreht. In unserem Counter-Strike Beispiel könnte man ja mal die Mitte als Richtzeit nehmen, die Abweichungen wären dann bei unglaublichen 50%. Um auch hier ein anderes Beispiel zu bringen, sieht es z.B. bei Warcraft3 nicht besser aus. Ein schneller Towerrush und das Spiel ist nach 10 Minuten aus oder aber man verhält sich Passiv und es endet nach einer Stunde, wenn bei einem Spieler das letzte Gebäude fällt. Hier wäre der unterschied noch größer. Bei einem Turnier, in dem einige Spiele hintereinander gespielt werden, lässt sich dann die gesamt Zeit nur schlecht abschätzen.

Was du Heute kannst besorgen

"... das verschiebe nicht auf Morgen". Nun, genau das machen aber etablierte Sportarten. Vorige Argumentation kann man nämlich ja noch so ausseinander nehmen, dass es durchaus anerkannte Sportarten gibt, die ebenso keine definierte Zeit dauern. Tennis zum Beispiel oder auch Schach (wobei letzteres ja auch gerne als Argument für die anfangs angesprochene Problematik genommen und dann fertig gemacht wird, es wäre kein Sport). Hier behilft man sich aber einfach, dass es keine Terminschwierigkeiten gibt indem man nicht mehrere Spiele hintereinander spielt. Bei den meisten Sportarten ist das aufgrund der körperlichen Erschöpfung sowieso nicht möglich. Auch bei vielen eSport-Ligen ist das eigentlich so gehandhabt. Da haben zwei Teams oder Spieler am Donnerstag um 20 Uhr ihr Spiel und sind danach - wie lange es auch dauert - fertig; danach kommt nichts mehr, dass sie verdrängen können. Letzteres passiert aber dagegen meistens auf den entsprechenden Liga-Finals. Hier werden dann an einem Stück - möglicherweise auf der Bühne um den Zuschauer zu unterhalten - nacheinander Spiele ausgetragen und wenn es da mal länger dauert verschiebt sich alles dahinter. Da bei solchen Events meist verschiedene Spiele gespielt werden, kann das auch für einen Zuschauer recht nervig sein, wenn er z.B. Warcraft sehen will aber gerade Fifa gespielt wird, weil sich irgendetwas verschoben hat. Dann verpasst er vielleicht sogar das Spiel seines Interesses.

Rien la plue

" ... nichts geht mehr" bedeutet, dass ein Spiel losgeht. Ein wenig hatte bereits der vorige Punkt damit zu tun, doch es geht da noch ein wenig genauer. Denn auch wenn sich spätere Spiele nach hinten verschieben, eins könnte ja zumindest sicher sein: Das erste in der Reihe! Die Wirklichkeit sieht leider im eSport - wiederum hauptsächlich auf großen Events - so aus, dass ein Spiel um 10 Uhr losgehen soll, es aber dann gerne mal bis 12 Uhr dauert. Problem: Beim eSport spielt doch einiges Technik mit! Doch wir sind immerhin gerade im Jahre 2008! Wir sind nicht mehr in einer Zeit in der man Glück brauchte, auf Lan mal seinen Nachbarn im Netzwerk zu finden (Wer kennt noch die schicken Koaxialkabel-LANs?) oder erstmal lange rumprobieren musste, um rauszufinden, wie ein Server aufgesetzt werden muss. Das ist doch alles bekannt und muss nur umgesetzt werden. Vielleicht ist hierbei aber die "Globalisierung" des eSports Schuld. Da gibt es z.B. zwischen Deutschland und Spanien Ping-Probleme; gut, auf LAN nicht, aber da kann gerne mal ein wichtiger Server abschmieren etc.
An einem bestimmten Ort desöfteren ein Event abzuhalten und so Erfahrung mit den örtlichen Gegebenheiten zu sammeln ist aber immerhin hilfreich, diese Probleme zu vermeiden ... Prominente Beispiele zeigen allerdings das selbst diese Ortsroutine nicht unbedingt helfen kann.

Um eSport auf ein professionelles Level zu heben muss also auch an einer zeitlichen Professionalität gearbeitet werden. Ein erster Schritt könnte sein, dass man sich mehr auf das Spiel konzentriert und nicht auf die Unterhaltung. Soll heißen: Wenn ein Spiel starten soll und alle Spieler bereit sind, dann startet auch. Der Streamingserver ist nebenher kaputt? Egal; in der allergrößten Not gibt es VODs, Demos und Replays. Besser als den kompletten Zeitplan zu verhauen.